Oder muss ich sogar befürchten, dass ich in solchen Lokalen ausschließlich auf die Schützengilde, den Gesangverein und die Taubenzüchter der Gemeinde treffe und nur zünftige Hausmannskost bestellen kann?
Was kann man von „Traditionsgastronomie“ erwarten?
Die meisten stellen sich unter Traditions-Gastronomien Lokale vor, die schon über viele Generationen hinweg von ein und derselben Familie betrieben werden. Dies ist auch häufig der Fall. Doch sagt es lange noch nichts über die Qualität eines Restaurants aus. Viele Lokale versuchen Gäste damit anzulocken, indem sie sich als besonders traditionell verkaufen. Und das können sie auch, denn eine offizielle Definition dessen, was sich überhaut Traditionsbetrieb nennen darf, gibt es nicht.
Definition Tradition
Doch was versteht man überhaupt unter Tradition? Wikipedia sagt, „ in der Regel verstehe man darunter die Überlieferung der Gesamtheit des Wissens, der Fähigkeiten sowie der Sitten und Gebräuche einer Kultur oder einer Gruppe.“ Dies lässt sich ganz leicht auf die Gastronomie übertragen. Wissen und Fähigkeiten beinhaltet in diesem Fall spezielle Rezepte oder Zubereitungsformen, die von Generation von Generation weiter gegeben werden. Aber auch das Gasthaus selbst kann Inhalt der Tradition sein, wenn es über Generationen hinweg weiter vererbt wird.
Hausgemacht oder eingekauft?
Auf den Speisekarten sogenannter Traditionsunternehmen findet man häufig den vermerkt „Hausgemacht“ bei vielen Gerichten. Doch entspricht das wirklich der Wahrheit? „Nie im Leben!“, sagt Tim Mälzer im Interview mit Focus. Schuld daran seien Discounter, die billige Fertigware anbieten. Man könne sich so vom Appetithäppchen über Fleisch und Fisch bis hin zu Soßen und Gemüse alles liefern lassen. Vorgekocht und Vakuumverpackt. Der Koch muss nur noch aufwärmen und anrichten. Als Gast muss man daher kritisch sein und auf die kleinen aber feinen Unterschiede achten.
Man muss mit der Zeit gehen
Traditionell und altbewährt klingt im ersten Moment immer positiv. Doch wie in so vielen anderen Bereichen ist es die Mischung, die den Erfolg ausmacht. So auch in der Gastronomie. Gute Hausmannskost, die in einem schicken und modernen Ambiente angeboten wird kommt besser an, als im heruntergekommen Wirtshaus wo man auf ungemütlichen Holzbänken Platz nehmen muss. Ein junges, dynamisches Team, das trotzdem langjährige Tradition verinnerlicht hat und diese an den Gast weiter gibt ist besser, als der alteingesessene Wirt, der mürrisch hinter der Theke steht und Bier zapft.
Es gibt viele Restaurants die genau die richtige Mitte getroffen haben und bei denen sich Tradition und Moderne perfekt miteinander vereinen.