Karneval in der Kölner Gastronomie


Im Kölner Urgestein “Bei d’r Tant” wird eigentlich von argentinischem Rumpsteak über Matjes in Sahnesoße bis Schokoladenpudding so einiges aufgetischt. Wenn nicht gerade Rosenmontag ist. Dann versuchen Inhaber Frank Hennes und sein Team den großen Andrang von Feiernden mit einer reduzierten Speisekarte zufrieden zu stellen. Currywurst, Grünkohl mit Mettwurst und die typisch kölschen Happen, wie der halve Hahn, gehören da natürlich dazu. “Alles, was man auch mal eben im Stehen essen kann.”, sagt Hennes. Er ist jetzt schon seit 30 Jahren im Geschäft und zeigt sich erstmal unbeeindruckt von dem, was in der Karnevalswoche auf ihn zukommt. “Eigentlich ist alles wie immer, nur viel viel mehr.”


50 Millionen Kölsch

Viele der großen Brauhäuser wie das Früh oder Gaffel am Dom räumen das Mobiliar raus und machen Platz für die feiernde Masse. Anstatt Jägerschnitzel und Haxe gibt es dann nur alkoholfreie Getränke und Kölsch. Dazu noch ein DJ plus Security-Personal und das Brauhaus hat sich in einen Club verwandelt. Nach Schätzungen des Festkomitees des Kölner Karnevals sind zwischen Weiberfastnacht und Veilchendienstag etwa zwei Millionen Menschen in der Stadt an Karneval unterwegs, die „etwa 50 Millionen Gläser Kölsch” trinken, schätzt Thomas Deloy von der Privatbrauerei Gaffel.

Köln verdient gut an den Jecken. Neben rund 500 Millionen Euro für Bewirtung, Deko und Kostüme profitiert die Stadt von zusätzlichen vier bis fünf Millionen Euro Gewerbesteuer.

Aufgrund solcher Massen von potentiellen Gästen sind in den meisten Gaststätten Reservierungen über die Karnevalstage nicht möglich. Auch das Thema Sicherheit spielt dann eine große Rolle. Die Stadt reagiert seit einigen Jahren mit einem Glasverbot in bestimmten Bereichen darauf. Das heißt für die Gastronomen in kuriosem Deutsch “Becher ist das”. Auch wenn einigen Gästen das Kölsch aus dem Glas besser schmecken würde, gezapft wird nur noch in Plastik.

Lieferschwierigkeiten an den Karnevalstagen

Die Gaststätte “Bei d’r Tant” liegt nicht im Glasverbot-Gebiet, darum muss sich Inhaber Hennes also schon mal nicht kümmern. Hohe Priorität bei den Vorbereitungen haben natürlich die Lieferungen. Die Kapazitäten der Lagerräume reichen nicht für das ganze Wochenende, deswegen muss nachgeliefert werden. Ganz so einfach, wie sich das anhört, ist es aber nicht. Je nach Tag und Uhrzeit haben die Lieferanten Probleme durchzukommen, wenn der Kunde mitten in der Innenstadt liegt. Viele Straßen sind aufgrund der Karnevalsumzüge und der Feiernden gesperrt. Alles Dinge, an die gedacht werden müssen.

Mit der Zeit hat sich bei Hennes eine Karneval-Stammgastschaft gebildet. “Das sind Leute von außerhalb, die man das ganze Jahr nicht sieht, aber dann an Karneval immer wieder hier hin kommen.” Gemütlich wird es aber immer. Manche Gäste haben an der Theke so die Zeit vergessen, dass sie den Rosenmontagszug verpassten. Die haben dann eine Runde um die Litfaßsäule auf der Straße gedreht und sind ein paar Meter weiter in die nächste gute Kneipe. “Später standen sie plötzlich wieder hier vorm Tresen, seitdem kommen sie jedes Jahr.”, erzählt Hennes.

Am Ende gesteht mir der Kölner dann doch, dass Karneval auch nach 30 Jahren Berufserfahrung keine Routine für ihn ist: “Das ist als ob man einmal im Jahr die Zugspitze besteigt und am Anfang nur den steilen Aufstieg vor sich sieht, aber wenn man dann oben ist, ist es wunderbar.”


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Autorin

Pia B.

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Illustration von einem Schaf mit einer Kochmütze