DEHOGA fordert 12-Stunden-Tag in der Gastronomie

Acht Stunden, manchmal nur sieben. Das ist die typische Länge eines deutschen Arbeitstages. Allerdings nicht in der Gastronomie. Hier liegt die Höchstarbeitszeit nach dem Arbeitszeitgesetz bei zehn Stunden. Wer die Branche kennt, weiß warum: saisonale Schwankungen, Wetter, Auslastung. Viele Faktoren, die darüber entscheiden, wie lang der Arbeitstag wird.

Kein Wunder, dass die Branche nach einer Meldung des DEHOGA nun aufschreit. Der Verband möchte den Gastronomen eine Arbeitszeit von bis zu zwölf Stunden “ermöglichen". Dies sei “eine Anpassung an die Lebenswirklichkeit". DEHOGA-Präsident Fischer begründet die Forderung mit eben jenen unsteten Faktoren der Branche, wie etwa der Länge einer Veranstaltung: „Stellen Sie sich vor, eine Veranstaltung, etwa eine Hochzeitsfeier, dauert länger als geplant. Unsere Betriebe können nicht mitten in der Nacht die Mitarbeiter wechseln. Der Gastronom steht vor der Wahl: Die Hochzeitsfeier vorzeitig beenden oder ein saftiges Bußgeld bis zu 15.000 Euro zahlen." Die Gesamtarbeitszeit soll sich dadurch allerdings nicht verlängern.

“Arbeitszeit braucht Grenzen!"

Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gastätten (NGG) kritisierte die Forderung des DEHOGA scharf. “Der Verband setzt die Gesundheit der im Gastgewerbe beschäftigten Menschen aufs Spiel.", so Burkhard Siebert, stellvertretender Vorsitzender des NGG. “Arbeitszeit braucht Grenzen!" Die Arbeit in der Gastronomie sei ohnehin von erschwerenden Faktoren geprägt: ungünstige Arbeitszeiten sowie physische und psychische Belastungen. 70 Prozent der Beschäftigten gaben an, dass sie sehr oft unter Stress arbeiten. Siebert sieht die Gefahr, dass die Branche für Auszubildende immer unattraktiver wird. Die Folge: Fachkräftemangel.


Viele Angestellten im Gastgewerbe arbeiten ohnehin schon weit mehr, als die erlaubten zehn Stunden. Siebert glaubt, dass eine legale Verlängerung der Arbeitszeiten diese Situation verschlimmern würde. Er sieht das Problem bei den Arbeitgebern, die sich nicht an die Gesetze halten. “Das würden sie auch bei der legalen Ausweitung der Arbeitszeiten nicht tun, so dass sich die Arbeitszeit noch weiter verlängern würde.", so der stellvertretende Vorsitzende.

DEHOGA und HDV sind aufgebracht

Nicht nur der DEHOGA, sondern auch die Hoteldirektorenvereinigung Deutschland (HDV) reagierten empört auf die Stellungnahme des NGG. Insbesondere die Behauptung “Hoteliers und Wirte machen Beschäftigte krank" sei eine ungeheuerliche Pauschalisierung, so Jürgen Gangl, 1. Vorsitzende der HDV. „Auf diese Weise macht die NGG das Image der Hotellerie kaputt und beklagt gleichzeitig Fachkräftemangel und sinkende Zahlen bei den Ausbildungsplätzen, wozu sie mit solchen Äußerungen beiträgt.“, sagte er der Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung (AHGZ).


DEHOGA-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges betonte, dass der Verband eindeutig darauf hingewiesen habe, dass sich die Gesamtarbeitszeit nicht verlängert. Stattdessen gehe es “um die dringend benötigte Anpassung des Arbeitszeitgesetzes an die Lebenswirklichkeit". Sie sagte der AHGZ außerdem, dass der volljährige Arbeitnehmer der Verlängerung der Arbeitszeit zustimmen müsse und das sei der NGG bekannt.

Aufruhr in sozialen Netzwerken

In den sozialen Netzwerken äußern sich Gastronomen fast ausschließlich empört über die Verlängerung der Arbeitszeit. Nicht selten fällt der Begriff “moderne Sklavenhalterschaft". Eine Kellnerin entwirft auf Facebook das Szenario eines Gastronomie-Streiks: “Wenn jedes Lokal, Kantine, Bar, Restaurant, McDonalds und Starbucks zu hätten. Das wär mal ein Denkzettel!"


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Foto: www.ngg.net











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Autorin

Pia B.

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Illustration von einem Schaf mit einer Kochmütze