​Restaurant-Marketing mit Snapchat

Selfie knipsen, mit einem bunten Schriftzug verzieren, hier ein Smiley, da eine Blume und noch kurz einstellen wie lange der Empfänger das Foto sehen soll, dann geht es raus an einen Freund. Maximal zehn Sekunden hat der Empfänger Zeit sich den Schnappschuss anzugucken, dann löscht sich das Bild von selbst. Mit seinem simplen und etwas albernen Stil hat sich Snapchat vor allem bei der Altersgruppe 13 bis 25 beliebt gemacht. Im Jahr 2014 wurden laut dem Statistikportal statista täglich mehr als sieben Milliarden Fotos über die App verschickt. Anders als bei Facebook oder Twitter, braucht man den Benutzernamen oder die Handynummer, um jemanden als Kontakt aufzunehmen und "Snaps" auszutauschen.

Kunden gewinnen mit Snapchat?

Um sich einen Snap anzuschauen, muss der Nutzer das Display mit seinem Finger berühren. Sobald er loslässt stoppt die Anzeige. Damit sichert sich das Foto die volle Aufmerksamkeit des Empfängers – eine perfekte Voraussetzung für erfolgreiches Marketing. Die New Orleans Saints, EA Games und sogar Victoria's Secret – scheinbar nutzen immer mehr amerikanische Unternehmen Snapchat für Werbezwecke und Kundengewinnung. Aber wie kann man Fotos, die sich nach Sekunden selbst löschen, für Werbezwecke nutzen?

Das Stichwort ist Exklusivität. Anders, als die Inhalte, die man auf Twitter und Facebook teilt, sind die Fotos auf Snapchat nur für eine bestimmte Gruppe sichtbar und das auch nur für wenige Sekunden. Wer einem Snapchat Account folgt, erwartet Informationen, die nicht jeder bekommt. Snapchat ist quasi so etwas wie die Social-Media-VIP Lounge, zumindest gibt man den Nutzern das Gefühl. Indem man z.B. auf Twitter ankündigt einen geheimen Deal über die App zu versenden, macht man den Kunden neugierig.

Funktioniert Snapchat für Restaurants?

Vorreiter in der Gastronomie ist die amerikanische Fast-Food-Kette Taco Bell. Über Twitter veröffentlichte das Unternehmen seinen Benutzernamen und kündigte an, am folgenden Tag eine "geheime Botschaft" an alle Snapchat-Freunde rauszuschicken, woraufhin etliche gespannte Nutzer Taco Bell zur Kontaktliste hinzufügten. Die Auflösung des Rätsels war die Rückkehr eines speziellen Burritos – zu bestimmten Zeiten in bestimmten Filialen. Inzwischen hat Taco Bell mehr als 200.000 Freunde auf Snapchat.

Mit dem Snapchat Story Feature lässt Taco Bell die Kunden einfach selbst Marketing für sich machen. Sie können auf die gleiche Art Fotos und Videos an die Kette schicken, zum Beispiel, wenn sie in einer Filiale sind oder mit Freunden auf dem Weg dorthin. Diese Snaps verbindet Taco Bell dann zu einer Story, die sich die Nutzer 24 Stunden lang anschauen können. Snapchat spielt mit der Neugierde der Kunden und lässt sie aktiv werden, das scheint in den USA anzukommen. Einige Unternehmen nutzen die App, um ihren Followern einen Einblick hinter die Kulissen zu geben, wie z.B. der Fußballverein Borussia Mönchengladbach.

Snapchat steckt noch in den Kinderschuhen

Dennoch trügt der Anschein, dass Snapchat als Marketingplattform boomt. "Bisher wird Snapchat weder in Amerika noch in Deutschland im großen Stil für Marketing genutzt.", sagt Hendrik Unger, Marketing und Social Media Experte. "Das größte Problem ist, dass es nicht die Möglichkeit gibt ein Unternehmerprofil einzurichten." Wer beispielsweise Taco Bell bei Snapchat folgen möchte, muss zunächst einmal den Benutzernamen kennen, dann den "Freund" hinzufügen und warten bis die Anfrage bestätigt wird. "Das ist viel zu umständlich.", glaubt Unger. "Selbst, wenn man endlich befreundet ist, muss der Nutzer warten bis ein Snap oder eine Story verschickt wird und dann erscheint diese auch nur für einen bestimmten Zeitraum."

Dennoch sieht der Marketingexperte die Möglichkeit, dass Snapchat den gleichen Weg gehen könnte wie Pinterest oder Instagram, die heute zwei der größten sozialen Netzwerke weltweit sind.

Ist mein Restaurant geeignet?

Snapchat funktioniert nicht für jedes Restaurant. Um die App erfolgreich für die Kundengewinnung zu nutzen, sollten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Der Gastronomiebetrieb darf einen engen Kontakt mit seinen Gästen natürlich nicht scheuen. Neben dem aktiven Austausch von Fotos und Videos, kann auch negatives Feedback zurückkommen. Wie bei allen Social Media Netzwerken sollte eine gewisse Betriebsamkeit bestehen und der Follower in regelmäßigen Abständen mit interessanten Beiträgen versorgt werden.

Wichtig ist auch der Blick auf die Zielgruppe. Ein Sterne-Restaurant zieht in der Regel wenig Teenager und junge Erwachsene an und würde daher vermutlich kaum potentielle Kunden über Snapchat gewinnen. Insofern ist die App gerade für Läden, die sich an ein junges Publikum richten und bereits eine größere Anhängerschaft bei Facebook oder Twitter haben, eine gute Möglichkeit auf sich aufmerkam zu machen. Denn wie sonst sollen die Kunden auf das Snapchat-Profil des Restaurants aufmerksam gemacht werden, wenn nicht über bereits bestehende Social Media Kanäle?

Mittlerweile gibt es einige bekannte Youtuber, die Restaurant-Bewertungen per Snapchat machen. Diese Snapchat Storys sind Aneinandereihungen von einzelnen, maximal zehn Sekunden langen Snaps. Lädt man sie bei Youtube hoch, sind sie länger als 24 Stunden verfügbar. Ein Beispiel ist der Youtube-Kanal Casey Neistat's Snap Stories.

Letztendlich liegt es wohl in der Hand der Entwickler zu entscheiden, ob sie durch die Einrichtung eines Unternehmerprofils Snapchat zu einer dauerhaften Marketingplattform machen oder ob die App doch nur kurz auftaucht und wieder verschwindet, wie eins ihrer Snaps

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Autorin

Pia B.

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Illustration von einem Schaf mit einer Kochmütze